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Klaus-Günter Schultz · musikalische Beruf(ung)

Independence (Oldies, Rock, 1974 - 1976)

Independence

Nach dem Ende von Krypton beschlossen Franz Bergmann (im Bild re.) und ich, mit dem Keyboarder Christoph Neuhäusler (3. v.l.) eine Oldie-Rock-Band zu gründen. Diesmal war für mich der E-Bass dran, also suchten wir einen Gitarristen mit guter Stimme und fanden ihn in Michael Moroder (2. v.l.), einem Münchner Bildhauer. Da er auch Banjo spielte, nahmen wir einige traditionelle Skiffles ins Programm.

Christoph fehlte zum richtigen Sound noch die passende Hammond-Orgel. Das berühmte Schmatzen beim Anschlag war mit keiner anderen Orgel machbar. Wir bekamen den Tipp, dass jemand in Freiburg eine verkaufen will, und fuhren mit einem Lieferwagen hin. Nach einer ewigen Fahrt durch den Schwarzwald kamen wir an und hörten uns das Teil an – es schmatzte nicht! Christoph war entsetzt und monierte das Fehlen. Die Antwort war Na, Scheiße, hä? Tja, vergebens so weit gefahren; es war nicht das amtliche Modell. Das nächste Mal waren wir schlauer, suchten nach einer B-3 und wurden fündig.

Independence

Einer unserer Auftrittsorte war das Dal Cavaliere, eine Keller-Pizzeria in der Leopoldstraße in München-Schwabing. Es hatte nicht nur bis morgens geöffnet, sondern war auch ab 1:30 h Treffpunkt der Stricherszene. Dieses knallbunte Klientel war das netteste und treueste Publikum, das ich in den paar Jahrzehnten aktiver Musik kennenlernen durfte. Independence gehörte bald zum Inventar des Hauses – genauso wie Horror-Charly (bürgerlich Egon Keresztes †), der als Empfangschef die Gäste gar erschrecklich begrüßte.

Eine Freundin von uns bekam richtig Panik vor ihm, als wir beim Essen saßen und jemand von uns Parmesan wollte. Charly kam näher, schwenkte einen Teller mit Parmesan über das Essen und blaffte zahnlos, wie er war: Da, friß! In Wahrheit war er natürlich ein ganz netter Typ, halt etwas durchgeknallt. Manchmal gab er im Dal Cavaliere auch seine Horror-Show zum besten mit Sarg, Alptraum-Beleuchtung, schauderlicher Musik und Vampir-Maskerade.

Zum Jahresende 1975 waren wir für sieben Tage im Hot Club, einem Musik-Lokal des Geigers Nipso Brantner †, im Schlachthofviertel München gebucht. Die Örtlichkeit war damals weit ab vom Schuss, und entsprechend wenig Leute verirrten sich hierher. Werbung gab es keine, und Nipso konnte uns offensichtlich nicht leiden.

Meine Freundin und eine Bekannte gingen einmal vor die Kneipe und bequatschten irgendwelche Passanten. Ich glaube, sie konnten sogar zwei Leute hineinlotsen. Am Silvester-Abend drohte Ungemach, denn wir ahnten, dass der Laden nicht voll werden würde. Zudem wurden wir sehnlichst im Dal Cavaliere erwartet, dem wir in weiser Voraussicht für die Silvester-Fete ebenfalls zugesagt hatten.

Es kam wie gewünscht – Nipso Brantner warf uns nach dem ersten Set (ohne Gäste!) aus dem Laden, und so schnell wir konnten, packten wir alles in den alten Bully, fixierten die Anlage an der Seite mit der B-3 (dem Auto fehlte die Seitentür) und rasten nach Schwabing. Bei der Ankunft gab es für die Leute kein Halten mehr; die Party war einfach grandios.

Michael und ich harmonierten stimmlich ziemlich gut, wie sich bei einigen bekannten Duett-Stücken herausstellte. So machten wir öfters im privaten Kreis Musik, etwas bei Ausflügen, am Lagerfeuer, beim Baden usw. – Warum es mit der Band auseinanderging ist mir entfallen. Wir hielten jedoch auch danach weiterhin viel Kontakt.

Unser Repertoire um 1975/76 war 'ne Mischung aus Rock, Oldies, Folk, Skiffle und Schlagern. Hier die regulären Stücke in der Original-Reihenfolge für das Dal Cavaliere:

Wedding day - trad.
Old Dan Tucker - trad.
Time is tight - Booker T. & The MG's
Sound of silence - Simon & Garfunkel
A whiter shade of pale - Procol Harum
Girl from Ipanema - Antonio Carlos Jobim / Astrud Gilberto
Indian summer - Klaus-Günter Schultz
Fire and rain - James Taylor
Mama don't allow - Steve Goodman
Nights in white satin - Moody Blues
To love somebody - Bee Gees
Imagine - John Lennon
Norwegian wood - Beatles
Tell me - Rolling Stones
If I fell - Beatles
Hey, you've got to hide your love away - Beatles
Love is all around - Troggs
Sympathy - Rare Bird
Sonata facile - German Bonds
Words - Bee Gees
Samba pa ti - Santana
Pick a bale of cotton - Lonnie Donegan
I'm a man - Spencer Davis Group
Bend me, shape me - American Breed
Dear Eloise - Hollies
Honky tonk women - Rolling Stones
King of the road - Roger Miller
Dizzy Miss Lizzy - Beatles
Be bop a-lula - Gene Vincent
Rock around the clock - Bill Haley
Rock'n'Roll music - Beatles
Here comes my baby - Tremeloes
Why don't we do it in the road - Beatles
Ob la di, ob la da - Beatles
Bye bye love - Simon & Garfunkel
Bad moon rising - CCR
Ballade of John and Yoko - Beatles
Dead flowers - Rolling Stones
Into the fire - Deep Purple
Wake up little Suzie - Everly Brothers

Das folgende Set war eine Spezialität für unsere Stammhörer im Dal Cavaliere. Wer die Texte a bisserl im Ohr hat, kann sich wohl vorstellen, wie wir sie etwas ins Ordinäre haben abgleiten lassen:

La bamba - Trini Lopez
Nake-di Nake-dou - Dalida
Popocatepetl twist - Caterina Valente & Silvio Francesco
Che sara - José Feliciano
Saint Tropez twist - Peppino Di Capri
Du läßt dich geh'n - Charles Aznavour
Ramona - Blue Diamonds
Je t'aime - Jane Birkin & Serge Gainsbourg
Marina - Will Brandes
Arrivederci Hans - Rita Pavone
Mamy Blue - Pop Tops

Neben Independence hatte ich ein Soloprojekt, ganz ohne Elektronik, nur mit 'ner Akustik-Gitarre. Und mit Christoph spielte ich kurzzeitig in einem Jazz-Quintett. 1976 ging es für mich gala-mäßig weiter.